„Ich werde oft gefragt: „ Sind das Zwillinge?“ oder „Sind das alles ihre Kinder?“, so erzählt eine Tagesmutter. Dabei sind die Kinder an ihrer Hand noch nicht einmal miteinander verwandt.
Wie bei einem Puzzle, so kommen Kinder aus verschiedenen Familien bei einer Tagesmutter zusammen. Bis zu 8 Kinder können bei ihr „anpuzzlen“, wobei maximal 5 Kinder gleichzeitig anwesend sein dürfen. Diese Begrenzung der Personenzahl erhält die familiäre Atmosphäre: Die Kinder können Geschwistererfahrungen sammeln und doch auch individuell gefördert werden.
Wie in einer Familie kommen Kinder verschiedenen Alters zusammen. Da lernt schon das Zweijährige, Rücksicht auf ein Baby zu nehmen. Und das Kindergartenkind schaut dem Schulkind interessiert bei den Hausaufgaben zu und möchte es nachahmen. Einzelkinder profitieren besonders von diesen Möglichkeiten des sozialen Lernens. Vom Alter des Kindes her gibt es keine Beschränkungen – vom Säuglings- bis zum Jugendalter kann das Kind zur selben Tagesmutter kommen. Diese Kontinuität im Familienpuzzle, der Stammplatz sozusagen, schafft ein hohes Maß an Vertrauen und Sicherheit, Grundlage einer gesunden Entwicklung des Kindes.
Andererseits ist die Gruppe so überschaubar, dass jedes einzelne Kind mit seinen Bedürfnissen von der Tagespflegeperson wahrgenommen wird. Da gibt es kein „Puzzle“-Teil, welches nur am Rand steht, alle Kinder haben den direkten Kontakt zur Bezugsperson. Wünsche der Eltern können leichter berücksichtigt werden als in einer großen Kinderbetreuungseinrichtung. Zum Beispiel ist es meist möglich, dass der Schlafrhythmus von zu Hause auch bei der Tagesmutter beibehalten wird.
Für die Kinder bietet diese Form der Kinderbetreuung wichtige Vorteile.
Wie sieht es aus der Sicht der Eltern und der Tagespflegefamilie aus?
Wie beim Puzzle können sich die Teile jederzeit problemlos voneinander lösen und wieder zusammengefügt werden: die Betreuungszeiten richten sich allein nach dem Bedarf der Familien und den Möglichkeiten der Tagespflegeperson. Das kann ein Nachmittag in der Woche sein oder auch jeden Tag. Sogar Übernachtungen sind möglich.
„Als ich einmal mitgekriegt habe, wie mein Kind zur Tagesmutter „Mama“ sagte, das hat mir schon einen Stich gegeben.“ Die enge Bindung zur Tagesmutter macht manchen Eltern Schwierigkeiten. Auch wenn das Kind immer vom Elternhaus am stärksten geprägt wird: je länger die Betreuungszeiten, umso mehr Bedeutung gewinnt der Lebensraum Tagespflegefamilie. Über die emotionale Seite der zeitweiligen Trennung vom eigenen Kind sollten sich Eltern im Vorfeld Gedanken machen. Ein Beratungsgespräch kann hier Klarheit bringen und damit für alle Beteiligten eine gute Basis schaffen.
Für die Tagespflegefamilie können Tageskinder eine Bereicherung des eigenen Umfelds sein. Ein großer Vorteil dieser Tätigkeit liegt darin, dass sie im eigenen Zuhause ausgeübt und die eigenen Kinder parallel betreut werden können. Allerdings müssen Tagespflegepersonen wissen, dass ein Tageskind nie nur ein Spielkamerad für die eigenen Kinder ist, sondern dass sie die Verantwortung tragen für das Wohlergehen und die umfassende Förderung des anvertrauten Kindes. In der eigenen Person muss Energie und Zeit für Tageskinder vorhanden sein, ebenso der Platz zum „Anpuzzlen“.
Neben dieser klassischen Form der Kindertagespflege gibt es auch die Möglichkeit, dass eine Kinderfrau ins Zuhause der Kinder kommt und dort für sie sorgt. Und Tagespflegepersonen dürfen auch in einer angemieteten Wohnung oder in Räumlichkeiten, die von der Kommune oder einem Betrieb zur Verfügung gestellt werden, Kinder betreuen.
Nun sollten die Puzzleteile natürlich gut zusammenpassen, damit ein harmonisches Ganzes entsteht. „Tageskinder Region Heilbronn e. V.“ vermittelt Tagespflegepersonen ganz modern übers Internet. Auf der Homepage des gemeinnützigen Vereins – www.tageskinder-heilbronn.de - stellen sich die Tagespflegepersonen mit ihrem Angebot vor. Durch eine Mitgliedschaft im Verein erhält man Zugang zum Mitgliederbereich und kann dort nach der passenden Tagespflegeperson suchen. Alternativ bietet der Verein einen Vermittlungsservice an, welcher auch ein Beratungsgespräch beinhaltet. Auch die Jugendämter vermitteln Tagespflegestellen.
Im nächsten Schritt finden die Eltern heraus, welche Tagesmutter für sie das passende, ergänzende Puzzleteil für die Betreuung ihres Kindes ist: In einem ersten Telefongespräch werden die Rahmenbedingungen besprochen: Wann soll das Kind betreut werden, wie viel kostet es…. usw.
Ist man sich hier einig, folgt ein persönliches Kennenlernen, bei dem über Erziehungsvorstellungen und die Alltagsbedingungen gesprochen wird. Es ist wichtig für das Kind, dass sich die Eltern und die Tagespflegeperson sympathisch sind – es sollte eben passen, wie bei einem Puzzle!